Aufgrund der Geschichte des eigenen Landes legt man in Deutschland heute einen hohen Wert auf internationale Offenheit. Interkulturelles Lernen gehört in allen Schulen Deutschlands fest zum Programm – und das ist gut so! Die Deutschen wissen, dass die Vielfalt der Menschen zu schätzen. Und jedem Kind gefällt es, dass die Welt bunt ist und seine Freunde ganz unterschiedliche Geschichten berichten. Gemeinschaft wird hier nicht auf der Basis einer ethnischen Zugehörigkeit begründet, sondern als Freundschaft und Solidarität erfahren. Deutschland hat viele Menschen aus anderen Ländern aufgenommen und diesen besonders gute Chancen für die Integration geboten. Die Migrationsgesellschaft ist Wirklichkeit und sie bietet viele positive Möglichkeiten.
Nicht erst in den letzten Jahren sind Menschen aus anderen Ländern in Deutschland aufgenommen worden. Gastarbeiter aus Italien kamen nach Deutschland und brachten die Pizza. Türkische Familien wurden aufgenommen und versorgten Menschen mit vielen Kleinwaren oder auch mit Dönergerichten. Und auch aus vielen anderen Ländern kamen Menschen nach Deutschland und brachten Dinge mit, die heute ganz normal zur Kultur des Landes gehören. Diese Kultur ist keine starre deutsche Leitkultur.
Es ist eine multikulturelle Gesellschaft, in der viele verschiedene Menschen zusammenleben. Das Grundgesetz gilt allen als gemeinsame Grundlage ihres Lebens. Die Würde des Menschen wird darin als feste und unantastbare Grundlage betrachtet. Sich gegenseitig auch in der Verschiedenheit zu achten ist damit die wichtige Grundlage. Das gelingt in Deutschland vergleichsweise gut. Viele Menschen kommen sogar deshalb nach Deutschland, weil sie hier freier leben können als im Herkunftsland ihrer Familie.
Der besondere Wert des Grundgesetzes wird von einem Verfassungsgericht gehütet, das eine überaus hohe Anerkennung in der Bevölkerung genießt. Es hat in seinen Urteilen die Offenheit der deutschen Gesellschaft immer wieder unterstrichen. Die deutsche Kultur und viele Werke aus ihrem Kanon werden auch von Migranten und Einwanderern geschätzt. Vielfach bringen sie eine Bewunderung für diese Werke mit. Aber beim Lesen großer Werke darf nicht vergessen werden, dass diese selbst auch immer von kulturellen Erzeugnissen unterschiedlichster Art inspiriert waren. Die ganze Geschichte des Abendlandes ist eine Geschichte der kulturellen Offenheit und Inspiration über die Ländergrenzen hinweg. Ohne die kulturelle Überlieferung anderer Länder wäre die deutsche Kultur nicht denkbar und umgekehrt. Dichter wie Goethe und Geistesgrößen wie Kant haben sich deshalb als wahre Weltbürger gezeigt. Aber auch im Kleinen leben viele Deutsche heute eine besondere interkulturelle Offenheit.
Wer sich gerne Geschichten von Menschen anhört und kulturelle Vielfalt schätzt, muss dies als Vorteil sehen. Für die Wandlungsfähigkeit seiner Kultur muss man Deutschland ebenso schätzen wie man seine Bewohner für ihre Solidarität und Nächstenliebe schätzen muss. Wer nach Deutschland kommt, findet in jedem Bundesland freundliche und offene Menschen vor. Das kann die Integration erheblich erleichtern. Warum die Deutschen so offen mit der Vielfalt umgehen? Möglicherweise ist ihnen bewusst, wie unterschiedlich die kulturellen Verhaltensmuster bereits in unterschiedlichen Bundesländern sind.
Wer von Norddeutschland nach Bayern fährt, wird diese Unterschiedlichkeit schnell bemerken. In manchen Teilen Deutschlands ergeben sich daraus auch kleine Streitereien. Zumeist geht man mit dieser Unterschiedlichkeit jedoch liebevoll um oder nimmt sie auf’s Korn.